Wordcount 50.443 – der NaNoWriMo 2022
November, Mittwoch Abend: ich bin müde, weil ich schlecht geschlafen habe, und auch wenn die letzte Session noch einmal befriedigend verlief, sind meine Akkus leer. Ich habe die letzten Worte eingetippt. Dann gebe ich den „Wordcount” in die Maske der offiziellen NaNoWriMo-Seite ein, klicke und pling, wird mir mitgeteilt, dass ich ab jetzt ein offizieller „Winner” des NaNoWriMo 2022 bin. Yeah! Einschließlich Banner für Twitter, Facebook und andere und natürlich gibt es eine Urkunde als PDF. Okay, die Goodies, die angeboten werden, reizen mich nicht so. Scrivener habe ich schon und arbeite auch damit. Der Rest … Ich habe es also geschafft, etwas über 50.000 Wörter in 30 Tagen! Und jetzt?
Wie war das nochmal, wie bin ich dazu gekommen, doch endlich einmal am NaNoWriMo teilzunehmen? Ach ja, Kurzgeschichte, Sanderson. Wer sich dafür interessiert, kann meinen letzten Beitrag lesen. Aber was nehme ich mit, außer den 50.443 Wörtern, also ungefähr 200 Seiten? Was an sich schon toll ist!
Resümee #1 – Vorfreude auf’s Herumfeilen am Text
Das Wichtigste zuerst: Ich habe einige Beiträge vor allem auf Instagram gelesen, die sich mit dem eigenen Verhältnis zum NaNoWriMo beschäftigen. Und ich kann durchaus die Gründe verstehen, weshalb viele sagen, dass der NaNoWriMo nichts für sie sei. So ging es mir auch immer, solange ich mich als Hobby-Autor verstand. Aber seitdem ich versuche, als Autor professionell zu arbeiten (was heutzutage oft nichts anderes heißt, als sich Vollzeit auf das Schreiben zu fokussieren), habe ich einen anderen Blick auf solche Herausforderungen. Ich mochte auch Wettbewerbe früher nicht, „Auftragsarbeiten” könnte man sie auch etwas abwertend nennen.
Ich würde sagen, ich habe noch einmal in aller Deutlichkeit erfahren, was es heißt, dass das Schreiben nicht nur etwas ist, wo einen die Muse küsst (und nicht selten kann man(n) auf diesen Kuss lange warten), sondern eben auch verdammt harte Arbeit! Wie sagt es Umberto Eco zugespitzt, aber dennoch treffend: „Wenn ein Autor behauptet, er habe im Rausch der Inspiration geschrieben, lügt er. Genie ist zehn Prozent Inspiration und neunzig Prozent Transpiration.”(1)
Anders gesagt, mein Verhältnis zum Schreiben hat sich noch einmal verändert. Ich muss nicht „stundenlang” an wenigen Formulierungen herum feilen (das passt auch innerhalb des Arbeitsprozesses selber in meinen Augen besser zur Kurzgeschichte oder zum Gedicht), sondern kann auch mal auf Masse gehen. Was durchaus befriedigend sein kann, denn manchmal ist es einfacher, an einem VORHANDENEN Text intensiv zu arbeiten (Stichwort „herum feilen”), als vor 200 bis 700 LEEREN Seiten zu sitzen und sich vorzustellen, hier entstehe jetzt bald mein super genialer Roman! (Eine Erfahrung, die ich aus meiner Zeit als Redakteur sehr gut kenne!)
Resümee #2 – Planung im Vorfeld und Motivation
Was nehme ich noch mit? Ich habe zwar einen Monat intensiv Worldbuilding betrieben und das war auch gut so. Daran weiter arbeiten muss ich natürlich auf jeden Fall! Aber ich habe die Handlung nur sehr, sehr grob geplant, also wenig geplant und wenig geplottet, wie man so sagt. Das mag für andere funktionieren, für mich selbst habe ich gemerkt, dass ich die Handlung deutlich detaillierter planen muss, vielleicht ist es für mich sogar sinnvoll, für jedes Kapitel eine Art (schriftliche) Skizze anzulegen (neudeutsch wohl: outlinen). Fast gänzlich ins Blaue hinein zu schreiben hat mich immer wieder einmal verunsichert und den Schreibprozess nicht selten ins Stocken gebracht. Ich habe dieses Manko dann aufgefangen, indem ich die Handlungsstruktur, den Plot für den nächsten Tag schon versuchte im voraus zu imaginieren.
Last but not least die Tatsache selbst, in 30 Tagen über 50.000 Wörter geschrieben zu haben! Ich hatte einen nicht unbedingt idealen Monat zum Schreiben, mit allerlei Hindernissen und zwei Tage, ohne dass ich ein Wort geschrieben hätte. Trotzdem war ich so motiviert und diszipliniert, dass ich es auf den letzten Drücker geschafft habe. Das alleine motiviert mich für die anstehenden Schreibprozesse und natürlich denke ich schon ein wenig an den NaNoWriMo 2023.
Blick in die nahe Zukunft
Und wie geht es jetzt weiter? Da ich die erste Novella (Kurzroman) aus einer geplanten Reihe geschrieben habe und ich etwa 100 bis 150 Seiten vor dem Ende bin, werde ich spätestens im Januar 2023 dieses Ende schreiben und mich so etwa Anfang Februar an die erste Überarbeitung machen. Einige anstehende Arbeiten sehe ich schon deutlich vor mir, andere werden dazu kommen. Bin ich damit fertig, werden einige Testleser meinen Text lesen dürfen und (hoffentlich) konstruktiv kritisieren (im übrigen kann ich noch zwei, drei Testleser brauchen! Wer sich also berufen fühlt – natürlich wird es einige Voraussetzungen geben!, der- oder diejenige schreibe mir bitte eine E-Mail an: autor(at)marcelmeder.de). Und dann geht es in die nächste Runde bis zur Fertigstellung und Veröffentlichung im Selfpublishing.
Und wer schon einmal einen Ausschnitt lesen möchte …
Wer aber schon einmal einen ersten Blick auf einen Ausschnitt der allerersten Rohfassung werfen möchte, wird hier fündig. Und wer sich sonst noch für meine Arbeit interessiert, empfehle ich meinen Jahresrückblick und Ausblick, den ich noch im Dezember online stellen werde. Ich wünsche euch noch eine angenehme Adventszeit!
(1) Umberto Eco, Nachschrift zum ›Namen der Rose‹, München 81987, S. 18.